Kurzgeschichten

Tapetenwechsel

Unni Eichhorn saß wie jeden Tag alleine in der Baumhöhle des alten Ahornbaums und langweilte sich. Sie wartete sehnsüchtig auf ihre Mama, die gerade auf der Suche nach etwas zu Essen war. Unni war noch ganz klein. Ihr weiches Fell war feuerrot und auf ihren Ohren wuchsen kleine Haare, die wild in alle Richtungen abstanden. Unni gähnte und streckte sich vor Langeweile. Die Baumhöhle war dunkel und eintönig. Wie gerne wäre sie draußen in der Sonne, um all die bunten Blätter zu bestaunen, von denen ihre Mama Eichhorn so viele Geschichten erzählt hatte. Doch Unni hatte ihrer Mama hoch und heilig versprochen, die Baumhöhle nicht alleine zu verlassen. Und daran hielt sie sich. Doch eines Tages hörte sie vor der Baumhöhle im Geäst ein lautes Geräusch. Irgendjemand oder irgendetwas raschelte vor der Höhle. Neugierig spitzte Unni ihre kleinen Ohren. Obwohl sie es Mama Eichhorn versprochen hatte, schlich sie sich zum Eingang der Höhle, um vorsichtig nachzusehen, wer oder was das Geräusch verursachte. Unni lugte aus dem Baumloch hervor und entdeckte einen kleinen rotschimmernden Vogel, der emsig bunte Blätter vom Ahornbaum pflückte. 

„Was machst du da?“, fragte Unni leise. Überrascht fuhr das Rotkehlchen herum. „Du hast mich vielleicht erschrocken“, zwitscherte es und zupfte an ein paar gelbschimmernden Blättern herum. „Ich baue ein Nest.“ 

„Ein Nest?“, fragte Unni erstaunt. „Das wird ja richtig bunt.“ 

„Oh ja!“, trällerte das Rotkehlchen glücklich. „Ich liebe diese Farbenpracht.“ 

Unni wurde ganz traurig. „Mein Zuhause ist ganz dunkel und farblos. Ich hätte auch gerne eine bunte Höhle.“ 

Das Rotkehlchen flatterte aufgeregt mit den Flügeln. „Das ist doch ganz einfach“, rief es und flog los. „Ich helfe dir.“ Und so pflückte das Rotkehlchen die schönsten und buntesten Herbstblätter, die es finden konnte und brachte sie Unni. Das kleine Eichhörnchen war überglücklich und schmückte die dunkle Baumhöhle mit all den farbenfrohen Blättern. Am Abend als Mama Eichhorn nach Hause kam, traute sie ihren Augen nicht. Die Höhle erstrahlte in einem neuen Glanz.

„Ich hoffe, der Tapetenwechsel gefällt dir?“, fragte Unni zufrieden und umarmte Mama Eichhorn freudig. Lächelnd nickte Mama Eichhorn und küsste ihre kleine Unni auf die Nase. Sie konnte ihr wirklich nicht böse sein, denn die Höhle war wunderschön geworden. 

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